Das hier ist also die Vorgeschichte:
Im Sommer 2011 habe ich beim Wirtschaftspädagogenstammtisch eine Freundin getroffen (nennen wir sie Carina), die mir erzählt hat, dass sie als Sprachassistentin nach England geht. Und ich habe mir gedacht: Das will ich auch machen. Auf der Internetseite des Unterrichtsministeriums habe ich gelesen, dass es verschiedene Programme gibt, die es einem ermöglichen, eine Zeitlang im Ausland zu unterrichten.Als Land hat mich jedoch Frankreich mehr gereizt als Großbritannien, auch wegen der Sprache. Um Englisch kommt man nicht wirklich herum, auch in meinem letzten Beruf habe ich immer wieder Englisch gebraucht, auch wenn ich dafür das Land Österreich kein einziges Mal verlassen habe (und nur einmal mit einem Niederländer telefoniert habe, der aber gar nicht mit mir sprechen wollte). Aber Französisch braucht man halt nie ... und es wäre ja schade gewesen, wenn ich fünf Jahre Französisch gelernt hätte und es nie angewendet hätte.
Also habe ich mich im Oktober 2011 als Sprachassistent für Frankreich beworben. Im Jänner 2012 hatte ich mein Bewerbungsgespräch auf Deutsch und auf Französisch; meiner Meinung nach war es nicht schlecht. Natürlich kommt man im Nachhinein immer wieder auf Fehler drauf, die man beim Gespräch gemacht hat, aber ich war trotzdem zufrieden. Und offensichtlich hat es ja gereicht, denn im April habe ich die Zusage bekommen, dass ich in der Académie Nancy-Metz, also in Lothringen im Nordosten Frankreichs, als Sprachassistent eingesetzt werde.
Und was mache ich hier?
Ich bin hier in zwei Schulen, in einem Collège (für 11- bis 15-Jährige) und in einem Lycée (für 15- bis 18-Jährige) sowie im organisatorisch dem Lycée angeschlossenen BTS (fragt mich jetzt nicht, was das ausgeschrieben heißt, aber das sind Studenten und Studentinnen, die nach absolviertem Bac, das ist die französische Matura, ein Diplom erwerben können, das sie für ein Studium berechtigt oder so ähnlich).Meine Aufgaben sind:
- Konversation: Die Schüler und Schülerinnen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, sollen die Möglichkeit haben, jemanden zu hören, der Deutsch als Muttersprache, also ein authentisches Deutsch, spricht; denn es ist einfacher, eine Fremdsprache zu verstehen, wenn der, der sie spricht, einen ähnlichen Akzent hat wie man selbst (also hier wenn der Lehrer oder die Lehrerin mit französischem Akzent spricht), und sie sollen sich auch an andere Akzente gewöhnen. Und sie sollen auch selber mit mir sprechen. Was ich nicht mache, ist Grammatikunterricht oder etwas in die Richtung. Grammatik kann ich ja selber nicht, ich weiß eh auch ohne Regel, wann ein Verb an zweiter Stelle im Satz steht und wann am Ende.
- Vermittlung von österreichbezogenen Inhalten: So steht das in der Stellenbeschreibung. Ich will ihnen halt Österreich ein bisschen näher bringen. Ich seh mich selbst nicht als einer, der jetzt Touristen nach Österreich locken will, aber vielleicht schaffe ich es ja, dass sich die Schüler und Schülerinnen für das Land, seine Geschichte oder seine Kultur interessieren. (Sissi kennen sie eh schon von den Sissi-Filmen aus den fünfziger Jahren.) Ich hab jedenfalls eine ganze Schuhschachtel mit Originalmaterialien von Prospekten für Draisinentouren im Mittelburgenland über ÖBB-Fahrkarten und Speisekarten bis hin zum Billa-Österreich-Sammelalbum mitgenommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen