Mittwoch, 23. Januar 2013

Frankreich vs. Österreich

Es folgt ein etwas längerer Text. Für die, die es eilig haben: nur die orangen Wörter lesen. Da steht das Wichtigste drin.

Da ich ja zu Weihnachten eine Woche zu Hause in Österreich war (und ich auch davor schon 28 Jahre dort gelebt habe), kann ich im direkten Vergleich zu Frankreich eine Liste machen mit Dingen, die ich in Österreich besser finde. Die Liste ist sicher nicht vollständig, und mit der Reihenfolge sage ich nichts darüber aus, wie wichtig mir diese Dinge sind.

  • Leitungswasser: Das Leitungswasser in Frankreich ist nicht so schlecht wie sein Ruf. Ein bisschen grausig ist es vielleicht in Paris, da schmeckt es meiner Erfahrung nach schon relativ oft nach Chlor, aber in meiner Region ist es eigentlich ganz gut. Aber das österreichische ist besser.
  • dunkles Brot: Das gibt es zwar, ist aber unüblich und schmeckt meistens nicht so gut wie in Österreich. Vor allem so ein Krustenbrot oder so was wär hin und wieder auch nicht schlecht, und so was gibt's da halt gar nicht.
  • FM4: Wer denkt, dass man direkt an der französisch-belgisch-luxemburgischen Grenze die besten Radiosender aus drei Ländern empfangen kann, irrt. In Wirklichkeit empfange ich die meisten nur rauschend. Es gibt zwar ein paar gute Sender, die ich aber in Longwy nicht empfangen kann und die ich zwar vielleicht streamen, aber im Auto nicht hören kann. Dort empfange ich eigentlich fast nur Sender, bei denen ich die Musik nicht aushalte. Aber bei einem Sender gab es vor kurzem einen Streik. Und da war gar nicht so schlechte Musik zu hören. Und Balkan Beat Box auf einem französischen Sender gehört zu haben ist auch ein seltenes Erlebnis.
  • die Einfachheit der Bürokratie: Die österreichische Bürokratie hat keinen guten Ruf, was ich gar nicht so gerechtfertigt finde, wenn ich daran denke, wie unkompoliziert meine letzten Kontakte mit österreichischen Behörden waren. Dass das Haus, das Verrückte macht (aus "Asterix erobert Rom") aus Frankreich stammt, ist wahrscheinlich kein Zufall, denn die Verwaltung macht hier generell alles sehr kompliziert und viel umständlicher als notwendig.
  • das Glas Wasser zum Kaffee: So etwas gibt es nur in Österreich, glaub ich. Dafür ist es mir hier schon mehrmals passiert, dass ich gratis Kaffeesatz im Kaffee dazukrieg. Und der Kaffee ist relativ billig (so um die € 1,30 für einen Verlängerten), das ist ja auch nicht schlecht.
  • die österreichische Art einen Kreisverkehr zu befahren: Der Kreisverkehr um den Triumphbogen in Paris ist kein repräsentatives Beispiel, an den meisten französischen Kreisverkehren geht es schon gesitteter zu. Dennoch scheint die französische Art einen Kreisverkehr zu befahren auf den ersten Blick ziemlich wild, wenn man sie nicht kennt. Auch daran gewöhnt man sich aber.
  • die ÖBB-Vorteilscard: Ich bin der Meinung, dass Zugfahren in Regionalzügen nicht so teuer ist, wie viele vor meinem Aufenthalt getan haben. Was es leider nicht gibt, ist eine Vergünstigungskarte für Leute, die über 26 sind, die auf alle Verbindungen eine Vergünstigung ermöglichen; so etwas gibt's nur als Abo für eine bestimmte Strecke oder am Wochenende, was sich für mich nicht wirklich auszahlt; das heißt, wenn ich früh buche, wird Zugfahren für mich billiger als mit einer Wochenend-Vergünstigungskarte. Vor allem eine Verbindung mit einem TGV kostet relativ viel, wenn man den Vollpreis zahlen muss.
  • warme Bahnhöfe: Also vor allem diese Pariser Bahnhöfe sind immer eiskalt, weil sie offen sind und es durchzieht. Und in Paris ist es sowieso immer kalt.
  • Toiletten: Das Niveau der österreichischen WC-Kultur ist meiner Meinung nach höher als die französische. Sehr oft sind Damen- und Herren-WCs in Lokalen nicht getrennt, sondern in einem einzigen Raum, und überdies schaut es manchmal so aus, als wären sie in irgendwelche Abstellkammerln eingebaut worden (wo dann z. B. leere Getränkeflaschen herumstehen).
  • Gelassenheit bei Schneefall: Du bist Westösterreicher und glaubst, dass Ostösterreicher mit winterlichen Fahrbedingungen nicht zurecht kommen (wobei der Osten je nach Bedarf beim Arlberg oder an der Traisen beginnt)? Dann hast du noch nicht erlebt, was mit den Autofahrern in Frankreich los ist, wenn Schnee auf der Straße liegt ... Als es im Dezember ein paar Zentimeter geschneit hat, sind keine Busse mehr gefahren. Okay, jetzt im Jänner hat es wieder geschneit, und zumindest die Öffi-Situation ist jetzt besser. Aber trotzdem: Die Straßen werden tendenziell nicht geräumt. Auch Schneeschaufeln auf den Gehsteigen ist eher unüblich. Und letzten Sonntag hätte ich eine Mitfahrgelegenheit von Amiens nach Metz gehabt, die der Fahrer aber am selben Tag abgesagt hat; klar, wenn er keine Winterreifen hat. (Ich bin dann mit dem Zug gefahren, und wir wissen bereits: Das ist dann doch etwas teurer und hat ungefähr dreimal mehr gekostet als die Mitfahrgelegenheit.) Und ich habe schon von einigen Franzosen gehört, dass sie keine Winterreifen haben ... 

Ich finde aber natürlich manches in Frankreich auch besser als in Österreich (wobei mir vielleicht vieles davon erst abgehen wird, wenn ich wieder in Österreich bin):


  • die gute Straßenbeschilderung: Bis jetzt habe ich jeden Weg in Frankreich ohne Navi zurückgelegt (ich habe ja auch keines), aber aufgrund der guten und konsequenten Straßenbeschilderung ist ein Verfahren fast ausgeschlossen, wenn man vorher schaut, wo man ungefähr hin muss.
  • kleine Zusatzampeln: Diese hängen in einer Höhe, die man auch vom Fahrersitz aus sehen kann, und an Kreuzungen muss man sich nicht verrenken oder weit hinten stehen bleiben, damit man die nächste Grünphase nicht versäumt.
  • der TGV: Der Hochgeschwindigkeitszug ist zwar teuer (siehe oben), fährt aber dafür sehr schnell. So schnell, dass man auf TGV-Verbindungen innerhalb weniger Stunden durchs ganze Land fahren kann. Bei der Heimfahrt von Amiens musste mein TGV übrigens die Geschwindigkeit wegen widriger Witterungsbedingungen verringern und konnte nur mit maximal 230 Stundenkilometern fahren ...
  • Rauchverbote: In Frankreich gibt es ein konsequentes Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden, in Gastronomiebetrieben usw. ohne Ausnahme. Und es funktioniert.
  • die Möglichkeit zur Kartenzahlung: Man kann selbst in den kleinsten Geschäften oder Bars auch niedrige Beträge mit Karte zahlen, sodass es nie notwendig ist, viel Bargeld mitzunehmen. Ich habe nur ein einziges Mal eine Bar gesehen, die keine Kartenzahlung annimmt, und das war ... naja, sagen wir: eine sehr authentische Bar. Schecks sind zwar auch noch verbreitet, aber man sieht doch immer wieder, dass sie nicht mehr akzeptiert werden. Gut, ich hätt eh keine.
  • die Größe der Supermärkte: Bei uns ums Eck ist ein Supermarkt, der für mich persönlich eigentlich schon groß war; wie ihn unsere Lehrer gezeigt haben, haben sie aber gleich dazu gesagt: Der ist nicht groß. Das kann ich jetzt bestätigen, wo ich diese riesigen Supermärkte kenne, in denen von Lebensmitteln über Elektrogeräte und Kosmetikprodukte bis hin zu Kleidung alles angeboten wird. (Gut, die Kleidung muss man nicht unbedingt kaufen, aber die Hausschuhe sind schon gut genug.) Und vor allem für die Abteilungen mit den frischen Lebensmitteln bin ich zu begeistern, z. B. von den Obst- und Gemüseabteilungen, die wie ein Markt hergerichtet sind, oder die Meeresfrüchteabteilungen, wo lebendige Hummer und Schnecken herumlaufen. (Laufen Schnecken? Immerhin haben sie einen Fuß.) Nur um einen Liter Milch schnell kaufen zu gehen, werden diese Geschäfte halt weniger geeignet sein, weil man doch ziemlich lange braucht, nur um es zu durchqueren.
  • Käse: Das erste Mal im "kleinen" Supermarkt war ich etwas enttäuscht von der Käseabteilung, wo man ihn frisch kaufen kann, aber dabei habe ich nur das Kühlregal mit den fertig abgepackten Sorten übersehen. Und diese Abteilungen sind sehr groß. Käse ist hier auch ganz wichtig, so gibt es nicht nur bei offiziellen feierlichen Essen, sondern auch jeden Tag in der Kantine einen. Und ich versuche möglichst viele verschiedene Sorten Käse zu probieren, solange ich noch da bin.
  • Gelassenheit an Supermarktkassen: An einem der ersten Tage nach Weihnachten in Österreich in einem Supermarkt einzukaufen, hat mir wieder gezeigt, wie viel Stress eigentlich an den österreichischen Kassen herrscht. In Frankreich geht man alles viel entspannter an. Hier schießen die Kassierinnen (die wenigen männlichen Kassiere sind mitgemeint) nicht die Waren über den Scanner, und nach dem vollständigen Drüberziehen hat man als Kunde sehr viel Zeit, um die gekauften Artikel einmal einzupacken, bevor einem der die Kassierin den Betrag nennt, den man zu zahlen hat. Und auch die Kunden dahinter scheinen ziemlich relaxt: Niemand steht und schreit: "Zweite Kassa bitte!" (Obwohl in diesen großen Supermärkten müsste es dann wohl: "Zehnte Kassa bitte!" oder so heißen.) Und einmal ist eine Kundin an der Kassa einfach so zu mir hergegangen und hat mir einen Drei-Euro-Gutschein geschenkt, nur weil sie ihn halt grad nicht gebraucht hat.
Da ich ja in der Nähe zu Belgien und Luxemburg wohne und auch öfter dort bin, könnte man wollen, dass ich noch etwas darüber schreibe, was ich an diesen beiden Ländern gut oder nicht so gut finde. Aber ich habe dann in den beiden Ländern doch nichts regelmäßig zu tun außer Tanken in Luxemburg, der Alltag spielt sich für mich halt doch in Frankreich ab.

Und ehrlich: Es ist in diesem Post doch eher darum gegangen, was mir an Österreich gefällt und was nicht.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Weiter geht's durch Südfrankreich

Nach Bordeaux bin ich noch ein bisschen weiter durch den Süden Frankreichs gefahren.


Montpellier



Mit Vroni und Benni bin ich noch weiter nach
Montpellier gefahren. Aber eh mit dem Zug,
ich habe das Foto nicht aus einem Kofferraum
heraus machen müssen ...
Als Couchsurfer haben wir bei Jany und Célia übernachtet.
Jany ist Historiker und hat gleich eine Stadtführung mit
uns gemacht.

Montpellier ist eine sehr schöne Stadt, ...
... wobei es hier nicht so sehr bestimmte einzelne
Gebäude sind, die die Stadt sehenswert machen, ...
... sondern eher kleine verwinkelte Gassen und
Straßen, die Montpelliers Charme ausmachen.
Und da gibt es oft sehr interessante Details, wie diese eiserne Hand.
Aber es kann auch schon mal vorkommen,
dass ein Fahrrad in der Wand steckt.

Marseille


Dann bin ich noch mit Benni nach Marseille gefahren.
In Marseille ist ein bisschen ein Poitiers-Gefühl
aufgekommen. Damit bezeichne ich das Gefühl,
wenn man von einer Stadt enttäuscht ist, weil sie
sehr heruntergekommen ist oder nicht schön
ausschaut, und wenn man dann entdeckt, dass die
Stadt eigentlich eh recht nett ist.
Das Poitiers-Gefühl war in Marseille insofern
etwas abgeschwächt, als ich nie wirklich das
Gefühl hatte, dass mir die Stadt gefällt ...
Obwohl es schon auch Orte gibt, die ich nicht schiach find: wie
die Kathedrale, die meiner Meinung sehr italienisch ausschaut.
Oder das Wahrzeichen von Marseille: Notre Dame de la
Garde auf einem Hügel hinter dem Hafen.
Wir waren auch oben.
Die Lage von Marseille wär natürlich nicht schlecht:
auf der einen Seite das Meer ...

... und auf der anderen Seite Berge.
Und vor der Küste liegen die Iles du Frioul.

Drei Ziele, die ich mir nie gesetzt habe und die ich während der Reise trotzdem erreicht habe:
  • Eine Südfranzösin hat gemeint, mein Akzent klingt belgisch.
  • Ein Salatdressing von mir wurde positiv in einer Internetplattform erwähnt.
  • Und: Ich war Anfang Jänner im Meer:

Und mit dem Nachtzug ist es in der Nacht vom 6. auf 7. Jänner wieder zurück nach Lothringen gegangen.

Silvester in Bordeaux

Lothringen war nicht meine erste Präferenz, als ich angeben musste, in welcher Region in Frankreich ich am liebsten unterrichten wolle. Eigentlich wollte ich ja nach Bordeaux (wobei ich jetzt durchaus zufrieden bin mit meiner Region; meine Überlegung war eher, dass ich so weit wie möglich weg wollte, wenn ich schon ein halbes Jahr im Ausland verbringen sollte).

Ein glücklicher Zufall ist dann, wenn man beim Vorbereitungsseminar in Sankt Pölten einen kennen lernt, der in Bordeaux eingesetzt wird: Fabi, den treue Blogleser eh schon von ein paar anderen Posts kennen.

Und so haben sich Vroni, Kathi, Benni (auch keine Unbekannten mehr) und ich auf den Weg nach Bordeaux gemacht, um dort gemeinsam das neue Jahr 2013 zu begrüßen.


Die Stadt

 



Fabi war unser Reiseführer.
Bordeaux ist auch eine Stadt, in die man fahren
kann. Hier eine enge Gasse in der Altstadt.
Blick über die Garonne
Grosse Cloche
Place de la Bourse
Kathedrale
Bordeaux ist auch bei Nacht sehenswert.
Nur zur Erinnerung (leider nicht das schärfste Foto):
V.l.n.r.: Fabi, Kathi, Benni, Vroni und ich.


Silvester

 

Ein paar österreichische Silvestertraditionen kann man natürlich auch in Frankreich übernehmen:


Benni hat Vorarlberger Kässpätzle gemacht
(mit eigens dafür importiertem Vorarlberger Spätzlekäs).
Dank Fabi und seinen Weihnachts-
geschenken konnten wir Blei gießen.
Dinner for One haben wir geyoutubet.
Angestoßen haben wir tatsächlich mit Champagner.
Wenn man schon in Frankreich ist. Das Feuerwerk

hat's aber halt auch nur am Laptop gegeben.
Aja, aufs Walzertanzen nicht vergessen ...
Und am 1. Jänner haben wir dann das Neujahrskonzert
und das Neujahrsspringen via Livestream angeschaut.

Wäre unsere Hautfarbe etwas dünkler, würden wir wohl als integrationsunwillig bezeichnet ...